Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Was ich in meiner Werkstatt schon seit längerem vermisse, ist die Möglichkeit, kleine Teile mit einer elektrischen Säge zu bearbeiten. Eine Band- oder Dekupiersäge besitze ich nicht. Tauchsäge, Tischkreissäge und Stichsäge wären vorhanden, diese sind aber zum Sägen an kleinen Teilen nicht geeignet, schon aus Sicherheitsgründen. Eine Option ist, statt wie üblich die Stichsäge am Werkstück zu führen, es umgekehrt zu machen und das Werkstück an der fixierten Stichsäge zu führen. Damit lassen sich dann auch kleine Teile sicher bearbeiten.
Ich besitze eine Mafell Erika. Die Tischverbreiterung dieser Säge hat die wunderbare Eigenschaft, ein großes „Loch“ zu haben, das sich für eigene Erweiterungen geradezu anbietet. Siehe hier:
Nachfolgend zeige ich den Bau eines Stichsägetisches, der in die Tischverbreiterung der Erika integriert werden kann, aber auch ohne Erika verwendet werden kann. Der Tisch kann eine Festool PS 300 EQ aufnehmen. Ob andere Stichsägen auch passen, weiß ich nicht, ich vermute eher nicht.
Die Platte der Stichsäge schließt bündig mit der Tischplatte ab. Das hat mehrere Vorteile gegenüber der alternativen Lösung, bei der nur das Sägeblatt aus dem Tisch herausschaut:
- Der Splitterschutz der Säge ist aktiv und kann außerdem leicht ausgetauscht werden.
- Die Staubabsaugung der Säge ist weiterhin wirksam (sofern man bei einer Staubabsaugung an einer Stichsäge überhaupt von „wirksam“ sprechen kann).
Die Nachteile sind, dass die Befestigung der Stichsäge etwas aufwendiger ist und dass man genau arbeiten muss, damit die Platte der Stichsäge bündig mit der Tischplatte abschließt.
Der Bau
Als Tischplatte habe ich 21 mm dickes beschichtetes Multiplex verwendet. Leider habe ich eine schlechte Qualität erwischt, aber das ist ein anderes Thema. Je eine Buchenleiste an der Vorder- und an der Rückseite der Platte, sorgen dafür, dass die Platte in die Trapezschienen der Tischverbreiterung geschoben werden kann. Ist die Platte in Position, werden die Trapezschienen der Erika mit Schrauben leicht gequetscht. Die Schienen drücken dann die Leisten zusammen und fixieren die Platte.
Der Falz auf der linken Seite und die Nut auf der rechten Seite sorgen dafür, dass die Platte zusätzlich auf den beiden Tischen der Erika aufliegt. Die Platte ist so absolut fest fixiert.
Die Aussparung für die Stichsäge habe ich nur ca. einen Millimeter größer gemacht, als die Platte der Stichsäge misst. Die Aussparung wurde mittels Frässchablone, 30 mm Kopierhülse und 10 mm Nutfräser angefertigt. Dazu habe ich erst mit der Oberfräse einige wenige Millimeter abgenommen, um so praktisch „anzuzeichnen“, wo genau die Aussparung liegen wird. Dann habe ich mit der Stichsäge grob ausgeschnitten, anschließend dann den Rest mit der Oberfräse ausgearbeitet.
Mit Hilfe einer weiteren Schablone wurde Platz für den Anschluss der Staubabsaugung geschaffen.
Ein erster Test:
passt!
… auch der Adapter für den Sauger hat Platz (ok, ich musste mit dem Stemmeisen etwas nachhelfen):
Die Stichsäge soll wie folgt im Tisch fixiert werden: Die Säge hat in der Platte 4 mm tiefe Aussparungen, auf jeder Seite drei Stück. Links oben im folgenden Bild sieht man die Stichsäge mit diesen Aussparungen. Im Tisch werden 4 mm dicke Aluleisten eingelassen, mit Nasen, die genau in diese Aussparungen passen. Die Säge wird von unten gegen diese Nasen gedrückt. Wenn die Nasen eng genug in die Aussparungen passen, wird die Säge sicher und fest gehalten.
Ich habe leider vergessen, Fotos vom Anfertigen dieser Aluleisten zu machen. Die Aluleisten wurden mit der Erika zugeschnitten (mit einem für Alu geeigneten Sägeblatt versteht sich).
Die Schablonen für die Aufnahmen der Stichsägeplatte habe ich aus Holzresten und doppelseitigem Klebeband angefertigt.
Gefräst wurde wieder mit Kopierring und Nutfärser. Die Ecken noch ausgestemmt…
… passt auch:
Noch verschrauben, dann ist die Oberseite fertig:
Von unten sollen drei Klötzchen die Stichsäge nach oben drücken und so fixieren. Hierzu habe ich zunächst drei Einschraubmuttern M6 in die Tischplatte geschraubt. Schraubt man die Einschraubmuttern mit Hilfe einer längeren Gewindestange ein, kann man gut den Winkel kontrollieren und ggf. korrigieren.
Hier sieht man die Klötzchen im Detail:
Ein Hinweis: Falls man mit schräg gestelltem Sägeblatt sägen will, müsste man die beiden Längsseiten der Aussparung für die Stichsäge abschrägen, damit die Säge bis zu 45° gekippt werden kann, ohne anzuecken. Die Halteklötzchen müssten auch flacher ausgeführt oder abgeschrägt werden.
Sicherheit
Was noch fehlt ist ein wichtiges Sicherheitselement, der Nullspannungsschalter (Sicherheitsschalter). Um das selbsttätige Anlaufen der Stichsäge nach einem Stromausfall zu verhindern, muss diese über einen Nullspannungsschalter betrieben werden. Am besten man positioniert den Schalter so, dass er nicht zu nahe am Schalter für die Kreissäge ist, um eine Verwechslung auszuschließen, also eher auf der rechten Seite des Stichsägetisches.
Neben dem Plus an Sicherheit bietet so ein Schalter zudem mehr Komfort, weil man zum Ein-/Ausschalten der Stichsäge nicht den schwerer zugänglichen Schalter an der Stichsäge betätigen muss.
Das Ergebnis
So harmonisch integriert sich Festool in Mafell 😉
Von unten sieht das dann so aus:
Inzwischen habe ich erste praktische Erfahrung mit diesem Stichsägetisch sammeln können. Er fällt unter die Kategorie „Wie habe ich bisher ohne leben können…“. 😉 Ich möchte ihn nicht mehr missen.
Ergänzend zu den eingangs erwähnten Vorteilen dieses Tisches möchte ich noch folgende hinzufügen:
- Der Tisch ist schnell und einfach montierbar.
- Die Stichsäge ist schnell und einfach im Tisch montierbar.
- Die ganze Konstruktion hat sich als sehr stabil erwiesen.
- Der Parallelanschlag der Erika kann genutzt werden. Der Längsanschlag sollte so lang sein, dass auch dieser genutzt werden kann, das habe ich aber noch nicht ausprobiert.
- Versenkt man das Sägeblatt und den Spaltkeil der Erika, hat man einen sehr sehr großen Tisch zur Auflage des Werkstücks zur Verfügung.
Betr. : Einschraubmuffen
ich schraube ein kurzes Stück Gewindestange in die Muffe ein, die ich mit einer Mutter sichere, senke die Bohrung relativ stark an, spanne die Gewindestange samt Muffe in meine Standbohrmaschine ein und drehe die Muffe somit händisch ein. Somit habe ich die Gewissheit dass sie senkrecht eingebaut ist. Bei größeren Flächen den Handbohrständer
z.B. Wolfkraft mitsamt der Handbohrmaschine verwenden.
Von der Idee und Umsetzung dieses Stichsägetisches bin ich begeistert. Mein Kompliment! Ich bitte um Entschuldigung, dass ich zuerst meinen Kommentar zu den Einschraubmuffen gegeben habe. Ich war so fasziniert von der Idee .
Ich bin gerade dabei etwas ähnliches für meine Elektra/Metabo TS 250 zu überlegen, allerdings als Frästisch.